In Nordrhein-Westfalen werden an mehr als 5.000 öffentlichen Schulen fast zweieinhalb Millionen Schüler*innen unterrichtet. Träger dieser Schulen sind in der Regel kreisfreie Städte sowie die Landkreise und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden, die damit auch für Schulsanierungen und Umbaumaßnahmen sowie andere Investitionen zuständig sind. Ein Überblick über die dringendsten Investitionsbedarfe:
Digitalisierung funktioniert nur mit schnellem Internet
Nur rund 18 Prozent der öffentlichen Schulen in NRW haben derzeit eine leistungsfähige Internetverbindung, die Downstream-Raten von 50 Megabit pro Sekunde oder mehr erreicht – das heißt, dass große Dateien innerhalb weniger Minuten aus dem Netz heruntergeladen werden können. Auf dieser Grundlage lassen sich Konzepte zur Vermittlung digitaler Kompetenzen nicht erfolgversprechend in den Schulalltag integrieren. Auch wenn die Schulträger ihre Einrichtungen mit Glasfaserkabeln, WLAN und digitalen Lernmitteln ausrüsten wollen, fehlt es gerade im ländlichen Raum oft an einer schnellen Verbindung zwischen dem Schulgelände und der Hauptleitung des Telekommunikationsanbieters. Die Städte, Gemeinden und Kreise werden über ihre Spitzenverbände gemeinsam mit dem Land weiter an Lösungen arbeiten.
Inklusion ist nur unter besonderen Voraussetzungen möglich
Kinder mit besonderem Förderbedarf werden seit einigen Jahren nicht mehr im Ausnahme- sondern im Regelfall an einer Regelschule unterrichtet. Dieser Paradigmenwechsel hat die Schulträger vor große Herausforderungen gestellt, weil die Regelschulen – oft schwerpunktweise – mit inklusionsgerechter Infrastruktur ausgestattet werden müssen. Dazu zählen Rollstuhlrampen, Türöffner und Fahrstühle. Viele Schulträger wollen parallel dazu die vorhandene Förderschullandschaft so weit wie möglich bewahren.
Integration erfordert eine spezielle Infrastruktur
Die Zahl der Schüler*innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit hat sich als Folge der Migrationsbewegungen innerhalb der Europäischen Union und durch bewaffnete Konflikte im Mittelmeerraum deutlich erhöht: Landesweit haben neun Prozent der Kinder und Jugendlichen einen Zuwanderungshintergrund. An manchen Schulen sind 70 Prozent der Schüler*innen nichtdeutscher Herkunft. Die Schulträger stehen vor der Aufgabe, die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine gelingende Integration in das Bildungswesen zu schaffen, zum Beispiel durch die Einrichtung von Räumen für Sprachförderklassen.
Ganztagsbetreuung braucht mehr Platz
Inzwischen nimmt fast die Hälfte der Schüler*innen in NRW ein Ganztagsbetreuungsangebot in Anspruch. Die Schulträger haben auf die stetig steigende Nachfrage reagiert: Mehr als zwei Drittel der öffentlichen Schulen bieten Ganztagsbetreuung an – oft in Kooperation mit freien Trägern, Kirchen und Vereinen. Die Räumlichkeiten sind jedoch knapp und müssen künftig weiter ausgebaut werden, um den Qualitätsstandards zu genügen. Die großen schulischen Herausforderungen – Digitalisierung, Inklusion und Integration – systemisch zu bewältigen kann nur gelingen, wenn diese Qualitätsstandards eingehalten werden. Das gilt auch für den Ganztag.
Erfolg ist abhängig von der finanziellen Ausstattung
Die Kreise, Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen sind sich der Verantwortung als Schulträger bewusst. Sie bemühen sich, die baulichen Voraussetzungen für gute Schulbildung zu schaffen. Ob diese Anstrengungen zum Erfolg führen, hängt aber maßgeblich von finanziellen Mitteln ab, die das Land zur Verfügung stellen muss.
Dr. Jan Fallack, Referent für Schule, Kultur und Sport in der Geschäftsstelle des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen